Typografische Hierarchie ist für mich eines der spannendsten Werkzeuge beim Plakatentwurf: Sie entscheidet, wie Informationen gelesen, verstanden und erinnert werden. Ein gut strukturierter Text führt die Augen, schafft Rhythmus und macht ein Motiv sofort erfassbar — ohne dass Zuschauer lange rätseln müssen, worum es geht. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie ich Informationshierarchien auf Plakaten plane und gestalte, welche Fehler ich gelernt habe zu vermeiden und mit welchen praktischen Mitteln du schnell Klarheit erreichst.
Was meine ich mit typografischer Hierarchie?
Wenn ich von Hierarchie spreche, meine ich die visuelle Ordnung von Texten: Was ist am wichtigsten (Headline), was gehört dazu (Subheadline), welche Zusatzinfos folgen (Ort, Datum, Uhrzeit) und wo finden Leser weiterführende Details (Website, Kontakt). Die Hierarchie hilft, diese Ebenen klar zu trennen, sodass das Auge automatisch die wichtigsten Informationen zuerst erfasst.
Grundprinzipien, die ich immer anwende
In meiner Arbeit halte ich mich an einige einfache Regeln, die sich in der Praxis bewährt haben:
Kontrast gezielt einsetzen
Kontrast ist mein Lieblingsknopf: Er wirkt sofort. Du kannst kontrastierende Werte auf mehreren Wegen erreichen:
Beispiel: Auf einem Konzertplakat nutze ich oft eine sehr große, reduzierte Display-Schrift (z. B. Futura Condensed Bold) für den Bandnamen, eine feinere Grotesk für Datum und Ort und eine Serife für zusätzliche Anmerkungen — so entsteht ein Hierarchiesystem, das sich logisch liest.
Grids und Rhythmus
Ein Raster ist für mich kein Korsett, sondern ein Kompass. Bei Plakaten arbeite ich häufig mit einem modularen Grid: Spalten für die Textausrichtung und Reihen für optische Abstände. Das sorgt für Konsistenz besonders bei Serien oder Poster-Serien.
Mit einem Grid kannst du außerdem rhythmische Abstände erzeugen: gleiche Margen oben/unten, regelmäßige Zeilenabstände und konsistente Einzüge. In InDesign oder Illustrator lege ich dazu oft Hilfslinien an — das spart Zeit und bringt Ruhe ins Layout.
Typografische Paare: welche Schriften funktionieren zusammen?
Die Kombination von Schriften sollte immer einem Zweck dienen. Ich bevorzuge wenige, gut abgestimmte Kombinationen:
Wichtig ist: verwende nicht zu viele Schriftschnitte. Drei bis vier klar definierte Ebenen (Headline, Subheadline, Fließtext, Kleininformation) reichen meist aus.
Farbhierarchie sinnvoll nutzen
Farbe kann Hierarchie ohne Worte schaffen: Ein kontrastreicher Farbton für die Headline, neutrale Grautöne für Details. Ich versuche Farbe als Akzent zu denken, nicht als Ersatz für schlechte Typografie.
Ein Tipp: Teste dein Design in Graustufen. Wenn die Hierarchie auch ohne Farbe funktioniert, ist sie robust. Für Drucksachen kombiniere ich oft Pantone-Akzente mit CMYK für Flächen — das wirkt konkret und planbar für Siebdruckprojekte.
Lesbarkeit vs. Ausdruck: wann breche ich Regeln?
Als Gestalter reizt mich das Experiment, aber Information hat Vorrang. Bei Versatzstücken und großen Headlines experimentiere ich mit Linienbrüchen oder Überlagerung, solange Datum, Ort und essentielle Infos klar bleiben. Wenn die Lesbarkeit leidet, weiß ich: der Look war es nicht wert.
Praktischer Workflow: von der Idee zum druckfertigen Plakat
So arbeite ich meist:
Fehler, die ich oft sehe — und wie du sie vermeidest
Einige typische Stolperfallen:
Gegenmittel: Simplifizieren, in Graustufen prüfen, aus zwei Metern Entfernung lesen — wenn du etwas dort nicht erfassen kannst, ist es auf Plakatgröße wahrscheinlich auch nicht klar.
Checkliste für deine nächste Hierarchie
| Information priorisiert? | Headline, Subheadline, Datum/Ort, Details |
| Kontraste vorhanden? | Größe, Gewicht, Farbe |
| Grid genutzt? | Spalten & Reihen abgestimmt |
| Lesbarkeit getestet? | In Graustufen + aus Distanz |
| Max. 3–4 Typoebenen? | Ja/Nein |
Mir hilft diese strukturierte Herangehensweise immer wieder, klare und wirkungsvolle Plakate zu gestalten — unabhängig davon, ob es ein kulturelles Poster, ein Aushang für ein lokales Event oder eine Serie für eine Ausstellung ist. Wenn du magst, schicke mir ein Foto deines Entwurfs — ich gebe gern Feedback zu Hierarchie, Typo und Komposition.