Poster ohne Glas zu rahmen hat für mich etwas Befreiendes: Die Oberfläche wirkt unmittelbarer, Farben und Materialität kommen viel direkter zur Geltung und das Ganze fühlt sich handwerklicher an. Gleichzeitig möchte ich aber nicht auf ein professionelles Finish verzichten – sauber gespannte Kanten, stabile Aufhängung und ein Look, der nicht nach Provisorium aussieht. In diesem Beitrag teile ich meine Lieblingsmethoden, praktische Tipps und Lösungsansätze für typische Probleme, damit du dein Poster ohne Glas ebenso präsentierst wie in einer Galerie.
Warum Poster ohne Glas rahmen?
Es gibt gute Gründe, bewusst auf Glas zu verzichten. Glas kann Reflexionen erzeugen, das Motiv optisch „entfernen“ und die Materialität – etwa das Papier, Siebdruck-Tintentextur oder die Pastelloberfläche – verschleiern. Ohne Glas gewinnt das Poster an Tiefe und fühlbarer Präsenz. Außerdem ist es leichter und oft günstiger, besonders wenn du mit einfachen Materialien arbeiten möchtest. Aus konservatorischer Sicht ist Glas natürlich schützender; wenn dein Ziel jedoch eine lebhafte, handwerkliche Präsentation ist, ist eine rahmenlose oder offen präsentierte Lösung oft die bessere Wahl.
Materialliste: Was du brauchst
Bevor du beginnst, solltest du alles bereitlegen. Hier meine erprobte Liste:
Marken, die ich oft benutze: 3M für doppelseitiges Klebeband (Archivband für Bildträger), UHU für Holz und Pattex für besonders starke Verbindungen. Für Rückwände finde ich Hahnemühle- oder Museum-Board sehr gut, wenn‘s säurefrei sein soll.
Grundprinzipien: Sicher, reversibel, sauber
Mir ist wichtig, dass meine Arbeiten reversibel befestigt sind – also dass das Poster ohne Schaden entfernt werden kann. Darauf achte ich bei der Auswahl des Klebers und der mechanischen Befestigung. Gleichzeitig soll das Ergebnis stabil und eben sein, ohne Wellen oder Blasen.
Schritt-für-Schritt: Poster ohne Glas mit professionellem Finish
Hier beschreibe ich eine Methode, die ich häufig einsetze: Rückenplatte + Schattenfuge + schmale Leiste für Halt.
1) Vorbereitung der Rückwand: Schneide eine Rückwand (z. B. 3 mm Buchbinderpappe oder 5 mm Schaumstoff) 2–3 mm kleiner als das Posterformat, damit die Kanten sauber in der Rahmung sitzen. Wenn du ein Passepartout verwendest, richte die Aussparung nach dem Posterformat aus.
2) Aufziehen des Posters: Verwende dünnes doppelseitiges Archivband an den vier Ecken und mittig an den Kanten für eine sichere, reversible Fixierung. Bei empfindlichen Drucken empfehle ich ein fotografisches Klebeband (z. B. Lineco). Für größere Poster kann ein leichter Sprühkleber (archivfreundlich) hilfreich sein – sprühe nur auf die Rückseite des Posters gleichmäßig und presse es dann mit einer sauberen Gummwalze.
3) Schattenfuge anlegen: Um einen professionellen Look zu erzielen, bau ich eine schmale Schattenfuge aus 6–10 mm breiten Holzleisten (z. B. Balsa oder Kieferleisten). Diese Leisten werden an der Rückwand so aufgeklebt, dass zwischen Poster und Einfassleiste ein kleiner Abstand entsteht – das wirkt wie ein „schwebender“ Rahmen.
4) Kanten abschließen: Auf die Leisten kannst du noch eine dünne Schlussleiste aufsetzen, die das Poster hält. Alternativ fertige ich kleine Leistenprofile an, die das Poster an der Vorderkante einklemmen – das ist besonders sauber und lässt sich später leicht lösen.
5) Befestigung der Aufhängung: Für schwerere Stücke sollten Metallwinkel oder -platten an der Rückwand verschraubt werden. Bei leichteren Drucken reichen zwei schmale Metallschienen oder eine zentrale Aufhängung mit Bilderdraht. Stelle sicher, dass Befestigungen auf Höhe des Schwerpunkts angebracht sind, damit das Poster waagrecht hängt.
Alternative: Floating Frame (Schwebender Rahmen)
Der Floating Frame ist eine meiner Lieblingslösungen: Das Poster sitzt auf einer versteckten Rahmenleiste und scheint in der Luft zu schweben. So gehst du vor:
Das Ergebnis wirkt sehr hochwertig und ist dennoch leicht zu montieren.
Tipps gegen Wellen und Knicke
Wellen entstehen oft durch zu viel Feuchtigkeit oder ungleichmäßigen Kleberauftrag. So vermeidest du sie:
Pflege und Langzeitgestaltung
Ohne Glas brauchst du ein paar Pflege-Regeln: Meide direkte Sonneneinstrahlung, um Ausbleichen zu vermeiden; staube regelmäßig mit einem weichen Pinsel oder antistatischem Tuch; vermeide Hände direkt auf der Oberfläche – Fingerfett hinterlässt Spuren. Für besonders wertvolle Drucke empfehle ich, eine UV-Schutzfolie oder entspiegeltes Acryl in Betracht zu ziehen, falls Schutz wichtiger ist als die direkte Oberfläche.
Häufig gestellte Fragen
Ist das ohne Glas nicht zu empfindlich?
Es ist empfindlicher gegenüber Berührung und Staub, dafür zeigst du Textur und Farbe ungestört. Bei stark frequentierten Orten würde ich auf zusätzlichen Schutz (z. B. entspiegeltes Acryl) zurückgreifen.
Wie befestige ich sehr große Poster sauber?
Bei großen Formaten empfehle ich die Kombination aus punktuellem Sprühkleber (archivfreundlich) und einer stabilen Rückwand. Baue mehrere Querleisten in die Rückwand ein, um Durchhängen zu verhindern.
Kann ich jeden Druck so aufziehen?
Nicht jeder Druck eignet sich: leicht brüchige Papiere oder stark strukturierte Oberflächen brauchen besondere Sorgfalt. Teste an einem Eckstück oder einer Probe, bevor du das komplette Stück aufziehst.
| Problem | Lösung |
| Wellen | Flach pressen, punktuell neu fixieren, Feuchtigkeit minimieren |
| Staub unter dem Poster | Reinigen vor dem Aufziehen, antistatisches Tuch, Pinsel verwenden |
| Farbverlust durch Licht | UV-Schutzfolie oder Standort ohne direkte Sonne |
Wenn du magst, beschreibe mir dein Posterformat, Material und Einsatzort – dann kann ich dir eine konkrete Bauanleitung oder Materialempfehlung geben. Ich poste außerdem regelmäßig kleine Tutorials und Materialtests auf Klingenberg Plakat, falls du dir einzelne Techniken im Detail anschauen möchtest.