Die Wahl des richtigen Papiers wirkt manchmal wie eine Nebensache — bis man das fertige Poster, den Risodruck oder den Siebdruck in der Hand hält. Ich habe im Laufe der Jahre unzählige Papiersorten getestet, verworfen und wiederentdeckt. In diesem Beitrag teile ich meine praktischen Erfahrungen: welche Papiere sich für Poster, Risoprint und Siebdruck eignen, worauf ich beim Einkauf achte und welche Fallen man vermeiden sollte.

Warum Papierwahl überhaupt wichtig ist

Papier beeinflusst nicht nur Optik, sondern auch Haptik, Farbwirkung, Konstanz beim Druck und Haltbarkeit. Ein kräftiger Farbauftrag kann auf glattem Papier strahlen, auf rauem Papier aber gebrochen und warm erscheinen. Für Poster möchte ich oft eine kräftige, plakative Wirkung; beim Risodruck interessiert mich die typische Körnung und leicht transparente Farbe; beim Siebdruck zählt neben Farbe auch, wie das Papier die Druckpaste aufnimmt.

Grundlagen: Grammatur, Oberfläche und Weißgrad

Wenn ich Papiere bewerte, schaue ich zuerst auf drei Eigenschaften:

  • Grammatur — angegeben in g/m². Für Poster bevorzuge ich 200–300 g/m², weil das Papier stabil hängt und satt wirkt. Für Risodruck nutze ich häufig 90–170 g/m², je nach Projekt. Siebdruck braucht meist 200 g/m² oder mehr, besonders bei stärkeren Farbaufträgen.
  • Oberfläche — glatt (glossy, coated) vs. roh (uncoated, natur, rau). Coated-Papiere geben kräftigere, klarere Farben; uncoated-Papiere wirken lebendiger, matter und betonen Struktur.
  • Weißgrad und Ton — von warm-cremig bis hochweiß. Ein warmes Papier „entschärft“ intensive Farben, ein kühles Hochweiß verstärkt Farbkontraste.
  • Papiersorten, die ich oft verwende

    Hier meine meistgenutzten Papiere und kurze Einschätzung:

  • Munken Print — uncoated, warm, strukturierter Griff. Toll für Illustrationen und Poster mit selbsterzeugtem, analogen Look.
  • Conqueror — edel, leicht strukturiert. Eignet sich für minimalistische Poster und hochwertige Drucksachen.
  • Fedrigoni Arena — matt und robust, gut für Sieb- und Risodruck. Hält feuchte Farbaufträge gut aus.
  • Rives — feinkörnig, sehr angenehm für Handsiebdruck und Letterpress.
  • Staufen / Arctic (Hochweiß) — wenn es knallt: Hochweiß ist ideal für kontrastreiche Plakate.
  • Poster: Was ich empfehle

    Für Posters habe ich zwei Wunschprofile: gediegen und plakativ.

  • Gediegen: 250–300 g/m², uncoated, leicht strukturierter Griff (z. B. Munken, Fedrigoni). Das Poster hängt luftiger, Farben wirken etwas weniger knallig, aber harmonisch.
  • Plakativ: 200–250 g/m², hochweiß oder leicht glänzend (coated), wenn du knallige Farben und scharfe Kontraste willst. Achte bei beschichteten Papieren auf die Kompatibilität mit dem Druckverfahren (Offset vs. Digital).
  • Wichtig: Wenn du Plakate im Außenbereich aufhängst, wähle ein schwereres Papier oder eine Kaschierung, da Regen und Wind das Papier belasten.

    Risoprint: Die typischen Anforderungen

    Der Risodruck lebt von seiner Eigenheit: leicht durchscheinende Farbe, sichtbare Rasterstruktur und eine gewisse Materiallichkeit. Das Papier sollte das unterstützen, nicht überdecken.

  • Gewicht: 90–170 g/m² sind üblich. Dünnere Papiere lassen die typische Transparenz stärker wirken.
  • Oberfläche: Uncoated ist besser — Riso-Farben legen sich auf der Oberfläche ab und dringen kaum ein. Zu starkes Saugverhalten kann die Farben mattieren.
  • Weißton: Ein leicht warmes Papier gibt dem Riso-Charme mehr Tiefe.
  • Markenempfehlung: French Paper Co. (Speckletone) oder Hahnemühle Nostalgie sind schöne Optionen; viele Risographen nutzen auch günstige Recyclingpapiere für Experimente.

    Siebdruck: Belastbarkeit und Farbechtheit

    Im Siebdruck ist die Farbe dicker aufgetragen als bei anderen Verfahren. Das Papier muss die Schicht tragen, ohne sich zu wellen, zu reißen oder unerwünscht aufzurauen.

  • Gewicht: Ich bevorzuge 200 g/m² oder mehr, oft 300 g/m² für intensive Farbflächen oder mehrfarbige Auflagen.
  • Oberfläche: Uncoated ist Standard; ein leichtes Grain kann sehr schön mit Siebdruck harmonieren. Für sehr feine Details wähle ein glatteres Papier.
  • Packpapier / Naturpapiere: Tolles Ergebnis für Work-in-Progress, aber weniger archivfest.
  • Tipp: Bei starken Nassschichten (z. B. Weißauftrag) teste immer ein paar Blatt vor der Auflage — manche Papiere reagieren mit Wellen oder Verzug.

    Besondere Eigenschaften: Recycling, Struktur, Alterung

    Recyclingpapiere sind ökologisch attraktiv und haben oft eine grobere Oberfläche. Für viele Projekte mag ich diese Materialität — sie gibt dem Stück Charakter. Aber:

  • Recycling kann Farbton und Sättigung verändern.
  • Für Langzeitarchivierung sind säurefreie Papiere besser.
  • Strukturpapiere (Leinen, Bütten) sind toll für limitierte Editionen — sie brauchen aber Erfahrung beim Bedrucken.
  • Praktische Checkliste vor dem Druck

  • Welche Wirkung willst du? Knallig = Hochweiß/coated; warm-natürlich = uncoated, warm.
  • Welches Verfahren? Riso = uncoated, Siebdruck = stabil & saugfähig, Digital/Offset = je nach Maschine.
  • Grammatur wählen: Poster 200–300 g/m²; Riso 90–170 g/m²; Siebdruck 200 g/m²+.
  • Immer einen Probedruck machen — kleinformatig reicht oft.
  • Beim Mehrfarbendruck: Teste das Registerverhalten (Passgenauigkeit) auf dem ausgewählten Papier.
  • Vergleichstabelle: Schnellüberblick

    Papiertyp Empfohlenes Gewicht Geeignet für Eigenschaften
    Hochweißes coated 200–300 g/m² Plakative Poster, Offset Knallige Farben, glatt, glänzend
    Uncoated Natur (Munken, Fedrigoni) 120–300 g/m² Poster, Siebdruck, Riso (leicht) Warmer Ton, Struktur, gute Haptik
    Recycling / Naturkarton 90–300 g/m² Experimentelle Drucke, Riso Charaktervoll, variierende Aufnahme
    Feines Bütten / Leinen 200–350 g/m² Limitierte Editionen, Siebdruck Textur, edle Optik, anspruchsvoll zu bedrucken

    Meine Fehler, damit du sie vermeidest

    Ich habe gelernt, dass einige Missgeschicke sich immer wiederholen:

  • Zu dünnes Papier für schwere Farbaufträge — Resultat: Wellen und Ausbluten.
  • Annahme, dass „weiß“ gleich „weiß“ ist — zwei Papiere mit „weiß“ können komplett unterschiedlich wirken.
  • Keine Probedrucke — vor allem bei Mehrfarbaufträgen oder wenn man über Serienvarianten nachdenkt.
  • Wenn du magst, nenne mir dein Projekt (Poster, Risodruck oder Siebdruck), das gewünschte Format und die Farbigkeit — ich gebe dir gern eine konkrete Papierempfehlung aus meiner Praxis.