Wenn ein lokales Event ansteht — sei es ein Konzert, ein Markt oder eine Lesung — ist das Poster oft der erste visuelle Kontakt zwischen Veranstalter und Publikum. Ich gehe bei solchen Aufträgen immer von drei klaren Phasen aus: Briefing, Layout und Druckstrategie. In diesem Artikel teile ich meine persönliche Herangehensweise, praktische Tipps und typische Fallstricke, damit dein Poster nicht nur schön aussieht, sondern auch wirkungsvoll kommuniziert und sich problemlos produzieren lässt.

Briefing: die Grundlage, die alles lenkt

Ein gutes Briefing spart Zeit und Nerven. Ich starte jedes Projekt mit einem kurzen, sehr konkreten Fragenkatalog — meist per E‑Mail oder in einem 20–30‑minütigen Gespräch. Dabei kläre ich folgende Punkte:

  • Zielgruppe: Wer soll erreicht werden? Alter, Erwartungen, ästhetische Vorlieben.
  • Zweck des Posters: Informieren, verkaufen, Stimmung erzeugen oder Markenaufbau?
  • Kerndaten: Datum, Uhrzeit, Ort, Preis, Kontakt, Social‑Links, Ticketinfos.
  • Ton und Stil: Soll das Poster seriös, verspielt, experimentell oder minimal sein?
  • Format und Auflage: DIN A3, A2, Plakatwand, Flyer‑Beilage — wie viele Stück?
  • Budget: Druckbudget beeinflusst Papierwahl, Veredelungen und Technik (Siebdruck vs. Offset).
  • Termine: Abgabetermin für Druckdaten, Proofing‑Fenster, Lieferdatum.
  • Rechtliches: Bildrechte, Logos, Sponsorenhinweise.

Was oft vergessen wird: Abstand für Korrekturen einplanen. Ich nenne das im Briefing explizit, so entstehen keine Überraschungen, wenn Änderungswünsche kommen.

Konzeption und Layout: klare Hierarchie schaffen

Bei der Gestaltung denke ich in Ebenen: Information, Bildsprache, Typografie und Materialität. Mein Ziel ist eine einfache, eigenständige Bildsprache, die sich leicht reproduzieren lässt — ideal für lokale Events mit kleinem Budget.

Beginne mit einem groben Papierprototyp oder einer digitalen Skizze. Mir hilft das, Kompositionen schnell zu testen. Wichtige Regeln, die ich befolge:

  • Visuelle Hierarchie: Was ist die wichtigste Information? Meistens Datum/Ort oder der Name der Veranstaltung muss sofort lesbar sein.
  • Kontraste nutzen: Heller Text auf dunklem Grund oder umgekehrt — vermeidet Lesefehler aus der Distanz.
  • Typografie: Maximal zwei Schriftfamilien. Für Headlines eine markante Grotesk oder Display‑Typo, für Fließtext eine gut lesbare Serife oder Grotesk.
  • Weißraum: Nicht alles vollpacken. Weißraum erhöht Lesbarkeit und wirkt hochwertig.
  • Raster: Ein einfaches 3‑spaltiges Raster hilft bei der Anordnung von Text und Logos.

Technische Hinweise im Layout: Arbeite in CMYK (oder CMYK + Schmuckfarbe, wenn nötig) in der endgültigen Druckauflösung (300 dpi für Rasterbilder, Vektoren für Logos). Lege 3–5 mm Beschnitt an und positioniere wichtige Inhalte mindestens 6–10 mm vom Rand entfernt, um Schneideungenauigkeiten auszugleichen.

Materialität und Bildsprache: analog denken

Ich liebe die Kombination aus analoger Materialität und digitalen Mitteln. Ein grober Siebdruck‑Look, handgeschnittene Collagen oder markante Texturen lassen sich digital nachbilden — oder man plant gleich einen Siebdruck. Bei lokalen Events bringt das Charakter.

  • Papiersorte: Uncoated (z. B. Fedrigoni Symbol und Munken) wirkt edel; gestrichene Papiere sind farbintensiver. Für Poster empfehle ich 170–300 g/m², je nach Haptik.
  • Drucktechnik: Offset für hohe Auflagen, Digital für kleine Auflagen und schnelle Deadlines. Siebdruck für limitierte, haptisch starke Auflagen und besondere Farben (z. B. metallic, fluoreszierend).
  • Veredelung: Keine Veredelung ist auch eine Option. Spot‑UV, Prägung oder Lack sind teuer — sinnvoll nur, wenn Budget und Zielgruppe das rechtfertigen.

Druckstrategie: kalkulieren, prüfen, produzieren

Die Druckstrategie ist oft der Knackpunkt. Hier entscheide ich, wie das Produkt final aussehen wird und welche Kompromisse nötig sind.

Wichtige Schritte:

  • Angebote einholen: Frag mindestens drei lokale Druckereien an — frag explizit nach Papiermustern und Referenzen. Vergiss nicht: Lokale Druckereien kennen die regionalen Anforderungen und liefern oft Flexibilität.
  • Proofs: Bestehe auf einem Andruck (Proof), besonders bei Farbkritischen Motiven. Ein SW‑Andruck hilft bei der Tonwerteinschätzung.
  • Datencheck: Schicke PDF/X‑3 oder PDF/X‑4, eingebettete Schriften und Bilder, Beschnitt und Schnittmarken. Eine kurze Druckanweisung (Papier, Lack, Endformat) spart Rückfragen.
  • Auflage: Plane eine kleine Testauflage (z. B. 20–50 Stück) bei neuen Designs — besonders sinnvoll bei experimentellen Drucken wie Siebdruck.
Kriterium Empfehlung
Auflösung Bilder 300 dpi (Endformat), 600 dpi für sehr feine Details
Farbprofil CMYK (ISO Coated v2 oder PSO) / Pantone nur bei Schmuckfarben
Beschnitt 3–5 mm (mind. 5 mm für Großformate)
Schriftarten Schriften einbetten oder Pfade konvertieren

Typische Probleme und wie ich sie löse

Aus der Praxis kenne ich einige wiederkehrende Probleme. Hier meine Lösungen:

  • Farben weichen ab: Ursache oft fehlender Proof oder falsches Profil. Lösung: Proof anfordern, mit Druckerei Farbwerte abstimmen.
  • Wichtige Infos werden abgeschnitten: Ursache: keine Sicherheitsabstände. Lösung: Checkliste mit Sicherheitsabstand in den Layout‑Workflow integrieren.
  • Logos in niedriger Auflösung: Logos als Vektoren anfordern oder nachzeichnen.
  • Budget überschreitet Erwartungen: Priorisieren: Papierqualität oder Veredelung? Ich schlage immer vor, lieber gutes Papier und einfache Drucktechnik als teure Veredelung.

Tools und Materialien, die ich verwende

Für meine Posterprojekte kombiniere ich digitale Software mit analogem Material. Hier ein kleiner Überblick:

  • Software: Adobe Illustrator für Vektoren, InDesign für Layouts, Photoshop für Bildbearbeitung. Alternativ: Affinity Designer/Photo/Publisher.
  • Analoge Techniken: Siebdruck‑Atelier (lokal), Collage‑Papier, Acrylfarbe, Handlettering mit Posca oder Pigma.
  • Papiere: Fedrigoni, Arjowiggins, Munken. Für günstige lokale Drucksachen 170 g/m² offsetpapier.
  • Druckereien: Lokale Offset‑Druckerei für A2/A1 Auflagen, Digitaldruck für geringe Stückzahlen, Siebdruck‑Werkstätten für Spezialfarben.

Wenn du ein konkretes Event hast, kann ich dir gern beim Briefing helfen oder einen einfachen Layout‑Prototyp erstellen. Oft reichen drei Alternativen, um den Stil klar zu definieren — danach fokussiere ich auf Typo, Kontrast und Materialwahl, damit das Poster vor Ort seine Wirkung entfaltet.